Tokio

Schlägt in Shibuya und Harajuku das Herz des jungen, modernen Tokios, so steht das alte Ginza für das Große, Mondäne und den Luxus dieser Weltmetropole. In seinen Ausmaßen überschaubar ist das Viertel mit seinen vielen Luxus-Boutiquen, Kaufhäusern und Banken natürlich Pflichtprogramm bei einem Tokio-Besuch. Man findet hier eigentlich alles – schöne Stores, gute Restaurants und sogar kleine, ruhige Seitenstraßen.

IMG_7630Gar nicht weit entfernt von der U-Bahn-Station Ginza befindet sich ein recht großer BEAMS-Store. Die Japaner haben einmal als Modekaufhaus begonnen, verkaufen inzwischen aber auch Homedesign, Accessoires und Kunst. Auch Cafés gehören zum BEAMS-Imperium. Neben klassischen Sneakers findet man hier eine feine Auswahl internationaler Modelabels. Vor allem die BEAMS Street-Stores (wir haben einen in Osaka besucht) sind mit ihrem Denim- und Klamottenangebot auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet. Zuletzt brachte man in Zusammenarbeit mit Saucony und Footpatrol aus London das „Only in Japan“-Package heraus.

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Ginza ist Luxus und wer möchte kann nicht nur hier viel Geld ausgeben. So wenig wir aber mit Armani und Gucci anfangen können, die Architektur der Flagship-Stores ist in jedem Fall ein absolutes Highlight und immer ein beliebtes Fotomotiv. Nicht nur bei uns Touristen, so scheint uns.

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Zu den wichtigsten Adressen in Ginza gehört der dort beheimatete Dover Street Market. Auf sieben Ebenen hält das wohl schönste Konzept-Kaufhaus der Welt neben der eigenen „Comme des Garcons“-Kollektion das Who-is-Who der Mode- und Streetwear-Welt für seine Kunden bereit. Undercover, Valentino, Acne, Visvim, A Bathing Ape, Celine – um nur einige zu nennen. Hier in Ginza gibt es auch einen kleinen Supreme Shop-in-Shop (als hätte Tokio nicht schon genug Supreme-Läden). Allein die Präsentation der Ware ist im DSM schon ein Erlebnis und rechtfertigt einen Besuch.

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Ebenfalls im DSM Ginza befindet sich Tokios NikeLab-Adresse. Hierher kommen die neuesten NikeLab-Drops, wobei die Auswahl insgesamt überschaubar war, was sich auch mit dem begrenzten Platzangebot erklären lässt. Vielleicht spendiert Nike einer Weltstadt wie Tokio bald auch ein „richtiges“ NikeLab.

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Das neu eröffnete Tokyu Plaza Ginza bietet auf seiner modernen Dachterrasse einen wirklich spektakulären Blick über Tokio. Auf einer der oberen Etagen findet sich darüber hinaus mit dem „Apollo“ ein ausgezeichnetes griechisches Restaurant (von Australiern betrieben!), das mit seinem 3-Gänge-Lunch-Menü ein für Tokio echt faires Preis-/Leistungsverhältnis anzubieten hat. Unser Essen war noch dazu unglaublich lecker und gut.

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So gestärkt setzen wir unseren Rundgang durch Ginza fort. Wir begeben uns ins Sony-Gebäude und fahren dort mit dem Aufzug ins Untergeschoss. Was das soll? Dort wo man es wahrlich nicht vermuten würde, wartet der derzeit vielleicht originellste Streetwear-Store auf uns. The Park – Ing Ginza ist genau das, wonach es sich anhört: Eine Tiefgarage inklusive kleinem Kassenhäuschen und typischer Parkhaus-Atmosphäre. Doch statt auf Autos trifft man hier auf neue fragment-Designs, Nike-Sneaker, Brands wie retaw, Denim by Vanquish (die Luxus-Joggerpants sind das Beste) und „The Park – Ing“-Prints auf T-Shirts, Hoodies und Tote Bags.

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Hinter diesem genialen Konzept steht kein anderer als fragment-Mastermind Hiroshi Fujiwara. Auch wenn wir schon wussten, was uns erwartet, so waren wir doch ziemlich beeindruckt von der Umsetzung und der eigentlich einfachen Idee. Warum gibt es so etwas nicht in Berlin oder Köln? Bereits Hiroshis inzwischen beendetes „The Pool“-Projekt in Aoyama – dort war der Store in einem alten Swimming-Pool – zeichnete sich durch eine erfrischende Originalität und Radikalität aus. Wenn Ihr nur Zeit für einen Store in Tokio habt, dann besucht The Park – Ing!

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Wie kommen wir jetzt von fragment auf Hello Kitty? Eine auch nur halbwegs glaubwürdige Überleitung ist vermutlich ausgeschlossen. Wir geben es einfach zu, dass wir zusammen mit unseren Freunden aus Amsterdam durchaus zielstrebig zur Sanrioworld Ginza gelaufen sind. Ob wir auch etwas gekauft haben, bleibt aber unser Geheimnis. Der „Hello Kitty“-Swiffer war übrigens kein Aprilscherz.

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Es gibt sowohl in Ginza als auch in ganz Tokio noch so viel zu entdecken. Ein weiterer Tokio-Trip dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein. Zum Ende unserer Rundgänge durch diese faszinierende Stadt haben wir noch einen Geheimtipp für die Abendgestaltung. Unweit des Bahnhofs Shibuya liegt am Ende einer kleinen Gasse mit Bars und Restaurants die „Tight Bar“. Der Name lässt es schon erahnen: Diese Bar ist wirklich klein und eng. Hier klettert der Barkeeper unter den Gästen zu seinem Arbeitsplatz durch. Muss man gesehen haben. Angeblich sollen 20 Leute reinpassen – vielleicht 20 Japaner? Die Drinks sind exzellent, gleiches gilt für die Stimmung und die Gäste, mit denen man aufgrund des beengten Platzangebots recht schnell ins Gespräch kommt. Schaut unbedingt mal vorbei wenn Ihr in Tokio seid!

Was braucht es für einen richtigen Start in den Tag? Einen guten Kaffee! Der wird einem im Teeland Japan zumindest in Tokio inzwischen an jeder Ecke angeboten. Wir haben unsere morgendliche Kaffee-Dosis bei About Life Coffee Brewers geholt, die sich mit ihrem winzigen Eck-Geschäft gegenüber unserer Airbnb-Wohnung die perfekte Lage ausgesucht hatten. Auch die kleinen Süßigkeiten wie den Zitronenkuchen sind sehr lecker – der Americano und Latte sowieso. Dass hier sogar Gast-Baristas aus Europa und den USA arbeiten, sagt viel über die Qualität von ALC.

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Shibuya-3Shibuya-6Shibuya-38So gestärkt lässt sich das laute, turbulente und gerade zu Stoßzeiten überlaufene Shibuya erkunden. Die Kreuzung am Bahnhof Shibuya ist natürlich weltbekannt und noch überlaufener als zum Beispiel der Times Square in New York. Die Hachiko-Statue am Nordausgang der Station ist beliebter Treffpunkt und Fotomotiv zugleich.

Shibuya-5 Shibuya-4Vorbei am gelben Gebäude von Tower Records folgen wir der Straße entlang der Gleise der Yamanote-Linie und erreichen kurze Zeit später eine Unterführung. Dahinter beginnt schon fast Harajuku. Praktisch an der Grenze zwischen beiden Communities liegen einer von mehreren Billy’s- und atmos-Läden im Abstand von knapp 50 Metern. Billy’s kannten wir bereits aus Osaka und Kyoto. Die Sneaker-Kette ist gut sortiert und führt auch limitierte Quickstrikes wie das HTM-Pack. Wir wurden hier beim schwarzen Sock Dart fündig. Auch ein Blick auf die Sale-Ecke kann sich durchaus lohnen. Der atmos-Store ist nicht der größte in Tokio, aber Vorbeigehen sollte man dennoch nicht.

Shibuya-7 Shibuya-8 Shibuya-9Statt zu Fuß nach Harajuku durchzulaufen (was gerade einmal 5 Minuten dauert), kehren wir um und bleiben so in Shibuya. Unsere nächste Station ist das Tokyu Hands-Kaufhaus. Der „Creative Life Store“ (so steht es am Eingang) ist nicht nur eine Institution in Tokio sondern auch ein etwas anderes Kaufhaus mit viel Krimskrams, Absurdem (typisch Japan) und Souvenirs. Wer will kann hier ein Top-Fahrrad kaufen oder nur die dazu passende Totoro-Klingel. Oder man kauft sich Sachen, die man wie das Kühlschrank-Überwachungsfigürchen nicht wirklich braucht. Haben wir so gemacht.

Shibuya-10Gleich um die Ecke von Tokyu Hands befindet sich einer von gefühlt unzähligen Tokioter Bape-Stores. Es dürfte der Größte und am besten sortierte sein. Zumindest war das unser Eindruck. Hier wird sich für die Samstags-Releases natürlich brav in einer Schlange angestellt. Auch die 23rd-Anniversary-Sachen wurden hier während unseres Tokio-Urlaubs verkauft.

Shibuya-34Shibuya-39Für die zum Bape-Universum gehörende Aape-Kollektion („Somewhere in the Bape Universe“) hat man seinen eigenen Store, der sich ebenfalls fußläufig in nur wenigen Minuten erreichen lässt. Zur besseren Orientierung: Dieser liegt quasi um die Ecke von Supreme in Shibuya. Wir waren vom Storedesign wirklich geflasht. Der recht neue Aape-Store ist zwar kleiner, dafür macht dieser aber in Bezug auf Design und Auswahl alles richtig. Und von der Freundlichkeit der Aape-Leute kann man sich bei Supreme mal etwas abgucken.

Shibuya-22 Shibuya-11 Shibuya-12Nach Bape und Aape laufen wir weiter zum zweiten atmos in Shibuya (dieser liegt zwischen den quietschbunten Love Hotels von Dogenzaka und Tokyu Hands). Der zweistöckige Eck-Store ist gewissermaßen die Zentrale des atmos-Imperiums. Das Sortiment ist sicherlich keine Überraschung. Immerhin sind die atmos-Jungs bei allen Brands vorne dabei und so kann man hier vielleicht sogar noch einen Release entdecken, der hierzulande entweder längst ausverkauft ist oder der es gar nicht bis nach Europa geschafft hat. Auch hier wurde uns wieder einmal bewusst, wie verrückt die Japaner nach Reebok im Allgemeinen und nach Insta Pump Furys im Besonderen sind.

Shibuya-16 Shibuya-17 Shibuya-19 Shibuya-18Filmnerds, Comicfans und Liebhaber von japanischer Popkultur sollten unbedingt im Monster Japan-Shop vorbeischauen. Von Bearbricks über Pulp Fiction-Figuren bis hin zu seltenem Godzilla-Merchandising gibt es hier so gut wie alles. Aber auch wer nichts kauft oder kaufen will, wird sich bei Monster Tokio auf Anhieb wie zu Hause fühlen.

Shibuya-24 Shibuya-28 Shibuya-29 Shibuya-30 Shibuya-32 Shibuya-31 Shibuya-26 Shibuya-27Ganz ähnlich funktioniert Project 1/6, wobei der Laden noch spezieller die Medicom Toy-Sammler anspricht. Dass manche der dort ausgestellten Schätze wie der 400%-fragment-Bearbrick nicht zum Verkauf standen, freute zumindest unser verbliebenes Urlaubsbudget. Project 1/6 ist sowohl ein kleines Bearbrick-Museum als auch eine Fundgrube. Hier könnten wir ohne Probleme gleich mehrere Stunden verbringen.

Shibuya-33 Shibuya-35 Shibuya-36Bevor es später weiter mit der Yamanote-Line nach Ebisu gehen soll, besuchen wir noch den großen, stylischen Store von Beauty & Youth. Dieser liegt in unmittelbarer Nachbarschaft von Aape und Supreme. Auf mehreren Ebenen finden sich hier neben einem breiten Casual- und Fashion-Sortiment für Männer und Frauen auch monkey time-Collabos wie der Puma Blaze of Glory „Sand Layer“.

Shibuya-37Nur wenige Minuten entfernt liegt der GIP Store (GIP, das steht für „Guerilla The Incubation Period“), hinter dem sich der Flagship-Store von WTAPS verbirgt. Der bei WTAPS markante Einfluss von militärischen Designs zieht sich durch die gesamte Inneneinrichtung, in der neben der WTAPS-Kollektion auch besondere Specials wie das „Peanuts“-Projekt und das personell wie kreativ verwandte FPAR-Label zu Hause sind. Allesamt Qualität „Made in Japan“.

Shibuya-14 Shibuya-15In Ebisu kann man einen der wohl kleinsten Sneakerstores Japans besuchen – vorausgesetzt man läuft nicht an ihm vorbei. Das kann durchaus passieren, denn Passover ist leicht zu übersehen. In etwa so groß wie eine durchschnittliche Abstellkammer finden sich hier gleichwohl viele ältere Specials und Releases (leider aber nicht zum Retailkurs wie wir am Beispiel des mita Sneakers „Dried Rose“ erfahren mussten). Aber auch nur Gucken und Stöbern kann ja durchaus Spaß machen.

Shibuya-13Nach so vielen Stores meldete sich bei uns schließlich der Hunger. Und obwohl wir eigentlich bevorzugt die Landesküche austesten, was wir zuvor auch schon gemacht haben, standen an diesem Abend Burger auf unserer Wunschliste. Und was für welche! Mit Pattys aus 100% Wagyu-Beef, die in Handarbeit liebevoll in Form gebracht wurden (dieses Geräusch geht uns seitdem nicht aus dem Kopf) und erstklassigen Saucen sind die Burger bei Blacows schon nah dran an der Burger-Perfektion. Auch die Pommes und der mitbestellte Caesar-Salad waren exzellent.

Shibuya38Wer danach Lust auf gute japanische Drinks (Yamazaki Whiskey) und eine persönliche, gemütliche Bar-Atmosphäre bekommen sollte, kann gleich in der Nähe von Blacows bleiben. Über unsere Freunde aus Amsterdam (Write the Streets) gelangten wir an einen echten Geheimtipp abseits aller Touristenfallen und lauter Party-Locations. In der kleinen Bar Crimjon im Untergeschoss eines unscheinbaren Wohnhauses werden beste Drinks zu Rockmusik der letzten 50 Jahre serviert. Dazu erfüllt Besitzer Joko die Musikwünsche seiner Gäste mit echter Begeisterung. Hier hat ein Mann ohne jeden Zweifel seine Bestimmung gefunden.

Damit endet der erste Teil unserer Tokio-Rundgänge. Viel Spaß beim Nachgehen und Selber-Erkunden dieser wahnsinnigen Stadt!

Eine Info zur nachfolgenden Karte: Klickt einfach links oben neben „Sneakerzimmer City Guide“ auf das kleine Fenster-Symbol. Dann werden Euch alle Orte aus unseren Tokio-Rundgängen nach Stadtteilen sortiert angezeigt.